CHRISTINE KRÖGER
Die Wahrheit über verarbeitete Lebensmittel
Über 80 Prozent der Lebensmittel in den Supermärkten sind verarbeitete bis hochverarbeitet.
Vom schnellen Snack bis hin zum Fertiggericht bieten sie Bequemlichkeit und schnelle Zubereitung. Und sie oft kostengünstig und lange haltbar. Doch diese Vorteile können uns teuer zu stehen kommen, insbesondere in Form von gesundheitlichen Problemen.
In einer Welt, in der Convenience-Produkte und schnelle Mahlzeiten dominieren, ist es essentiell zu verstehen, wie die Verarbeitung von Lebensmitteln unsere Gesundheit beeinflusst. In diesem Beitrag werfen wir einen detaillierten Blick auf die verschiedenen Verarbeitungsstufen von Lebensmitteln und diskutieren insbesondere die Nachteile von Zusatzstoffen für den menschlichen Organismus. Ziel ist es, ein Bewusstsein für die Konsequenzen einer hochverarbeiteten Ernährung zu schaffen und Alternativen aufzuzeigen, die zu einem gesünderen Lebensstil führen können.
Was sind verarbeitete Lebensmittel?
Die Lebensmittelverarbeitung umfasst alle Methoden und Techniken, die angewendet werden, um Lebensmittel für den Konsum vorzubereiten. Verarbeitete Lebensmittel sind Produkte, die durch Methoden wie Konservieren, Backen, Trocknen, Räuchern oder durch Zusatz von Zusatzstoffen verändert wurden, um Geschmack, Textur oder Haltbarkeit zu verbessern. Die Bandbreite reicht von minimal verarbeiteten Produkten wie geschnittenem Obst bis hin zu stark verarbeiteten Artikeln wie Chips oder Fertigpizza.
Die Einteilung der Lebensmittelverarbeitung
Unverarbeitete oder minimal verarbeitete Lebensmittel
Dies sind Lebensmittel, die wenig bis keine Veränderung erfahren haben. Beispiele hierfür sind frisches Obst, Gemüse, Fleisch, Eier und Milch. Diese Lebensmittel sind in der Regel die gesündesten Optionen, da sie frei von Zusätzen sind und ihre natürlichen Nährstoffe erhalten bleiben.
Verarbeitete Zutaten
Diese Kategorie umfasst Produkte, die aus unverarbeiteten Lebensmitteln hergestellt werden und oft als Zutaten in der Küche verwendet werden. Dazu gehören zum Beispiel Öle, Fette, Zucker und Mehle. Auch hier sind die Veränderungen noch relativ gering, allerdings werden oft wichtige Nährstoffe entfernt.
Verarbeitete Lebensmittel
Diese Lebensmittel haben zusätzliche Zutaten wie Salz, Zucker oder Fett und enthalten oft Zusatzstoffe, die ihre Eigenschaften verbessern sollen. Ein typisches Beispiel ist eingelegtes Gemüse oder geräucherter Fisch.
Stark verarbeitete Lebensmittel
Auch als Ultra-Processed Foods bekannt, sind dies Produkte, die durch den Einsatz von industriellen Verfahren und einer Vielzahl von Zusatzstoffen hergestellt werden. Dazu zählen viele Fertiggerichte, Snacks, Süßigkeiten und Getränke. Diese Lebensmittel sind meist sehr arm an Nährstoffen und reich an Kalorien, Zucker, Fett und Salz.
Nachteile für den menschlichen Organismus
Stark verarbeitete Lebensmittel können langfristig erhebliche gesundheitliche Probleme verursachen. Hier sind einige der wichtigsten Nachteile, die durch den regelmäßigen Konsum entstehen können:
Die Nachteile von Zusatzstoffen
Verarbeitete Lebensmittel enthalten oft eine lange Liste von Zusatzstoffen, darunter Konservierungsmittel, künstliche Farbstoffe, Aromen und Süßstoffe. Diese Chemikalien können allergische Reaktionen hervorrufen, das Risiko für bestimmte Krebsarten erhöhen und sogar das Verhalten und die Stimmung beeinflussen. Beispielsweise wurde der Zusammenhang zwischen künstlichen Farbstoffen und Verhaltensproblemen bei Kindern wissenschaftlich untersucht und bestätigt.
- Konservierungsstoffe: Chemikalien wie Natriumbenzoat oder Nitrite verlängern die Haltbarkeit von Lebensmitteln, können aber allergische Reaktionen hervorrufen und sind teilweise mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden.
- Künstliche Farbstoffe: Sie machen Lebensmittel visuell ansprechender, können jedoch Hyperaktivität bei Kindern und allergische Reaktionen auslösen.
- Aromen: Künstliche oder natürliche Aromen verstärken den Geschmack, doch ihre Produktion ist oft chemisch und kann bei empfindlichen Personen zu Verdauungsstörungen führen.
Hoher Gehalt an schädlichen Zusatzstoffen
Stark verarbeitete Lebensmittel sind häufig reich an Zuckern, gesättigten Fetten und Salz. Hoher Zuckerkonsum ist mit einem erhöhten Risiko für Diabetes, Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Gesättigte Fette können den Cholesterinspiegel im Blut erhöhen und das Risiko für Herzkrankheiten steigern. Zu viel Salz kann den Blutdruck erhöhen und das Risiko für Schlaganfall und Herzversagen erhöhen.
Mangel an essentiellen Nährstoffen
Während verarbeitete Lebensmittel reich an Kalorien sind, fehlen ihnen oft wichtige Nährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. Diese Nährstoffarmut kann zu einer unzureichenden Ernährung führen, selbst bei ausreichender oder übermäßiger Kalorienzufuhr.
Negative Auswirkungen auf die Darmgesundheit
Die Darmflora, ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesundheit, kann durch die regelmäßige Aufnahme von hochverarbeiteten Lebensmitteln negativ beeinflusst werden. Die in vielen verarbeiteten Lebensmitteln enthaltenen Emulgatoren und künstlichen Süßstoffe können die Darmflora schwächen und sogar schädigen.
Das ist besonders bedenklich, da das Darmmikrobiom aus einer Vielzahl von Mikroorganismen, darunter Bakterien, Viren und Pilze, die im Verdauungstrakt leben, besteht. Diese Mikroorganismen spielen eine entscheidende Rolle für die Verdauung, die Synthese bestimmter Vitamine und den Schutz vor Infektionen. Ein unausgewogenes Darmmikrobiom kann zu verschiedenen Problemen führen, darunter:
- Verdauungsstörungen wie Blähungen, Verstopfung oder Durchfall.
- Entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.
- Veränderte Immunreaktionen, die zu erhöhten Entzündungsreaktionen im ganzen Körper führen können.
Eine beschädigte Darmwand, wir sprechen hier von erhöhter Durchlässigkeit, kann dann nicht mehr als Barriere zwischen dem Inneren des Verdauungstrakts und dem Rest des Körpers fungieren.Normalerweise nimmt die Darmwand Nährstoffe auf und verhindert gleichzeitig, dass schädliche Substanzen in den Blutkreislauf gelangen. Wenn die Darmwand „durchlässig“ wird, können Bakterien, Toxine und unverdaute Nahrungsbestandteile leichter in den Blutkreislauf gelangen. Dieser Zustand kann zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen, darunter:
- Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift.
- Chronische Entzündungen, die mit einer Vielzahl von Krankheiten wie Herzkrankheiten, Diabetes und rheumatoider Arthritis in Verbindung gebracht werden.
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die sich durch Symptome wie Hautausschlag, Kopfschmerzen oder Müdigkeit äußern können.
Einfluss auf das Körpergewicht und den Metabolismus
Stark verarbeitete Lebensmittel sind oft kalorienreich und nährstoffarm. Ihr hoher Gehalt an Zucker, Fett und Salz kann zu Gewichtszunahme und einem erhöhten Risiko für metabolische Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes führen. Der hohe Zucker- und Fettgehalt führt zu schnellen Blutzuckerspitzen, gefolgt von abruptem Abfall, was wiederum Heißhungerattacken fördern kann.
Diese Produkte fördern eine ungesunde Zusammensetzung des Mikrobioms, was wiederum das Immunsystem schwächen und zu einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten führen kann.
Langfristige Gesundheitsrisiken
Viele Zusatzstoffe, die in ultra-verarbeiteten Lebensmitteln verwendet werden, können potenziell gesundheitsschädlich sein. Beispiele hierfür sind künstliche Farbstoffe, Konservierungsstoffe wie Nitrate und Süßstoffe wie Aspartam. Studien haben gezeigt, dass eine hohe Aufnahme dieser Stoffe mit verschiedenen Gesundheitsproblemen, einschließlich erhöhtem Risiko für chronische Krankheiten wie Herzkrankheiten, Diabetes, Alzheimer und Krebs, in Verbindung gebracht werden kann.
Der regelmäßige Konsum stark verarbeiteter Lebensmittel ist daher auch mit einem erhöhten Risiko für verschiedene chronische Krankheiten verbunden.
Abhängigkeit und Überkonsum
Aber diese Zusatzstoffe „können“ noch mehr. Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker und künstliche Aromen können dazu führen, dass wir mehr essen, als wir eigentlich benötigen. Diese Stoffe sind darauf ausgelegt, unser Gehirn zu „überlisten“ und ein intensives Geschmackserlebnis zu schaffen, das oft zu einem übermäßigen Konsum führt.
Tatsächlich kann Junk Food eine Sucht erzeugen, ähnlich wie Drogen. Forschungen, darunter eine Studie des Scripps Research Institute. Die, die bereits 2010 erschien, belegen dies. Inhaltsstoffe wie hochkonzentrierter Fruktosesirup, Mononatriumglutamat, hydrierte Öle und raffiniertes Salz in verarbeitenden Lebensmitteln können ähnliche Effekte auf das Gehirn haben wie Kokain. Drogen lösen im Gehirn die Freisetzung von Dopamin, dem Glückshormon, aus.
Wissenschaftliche Studien haben bestätigt, dass bei Drogenabhängigen und Personen, die süchtig nach Junk Food sind, ähnliche Prozesse im Gehirn ablaufen. Beide Formen der Abhängigkeit involvieren das Belohnungssystem des Gehirns, insbesondere die Freisetzung des Neurotransmitters Dopamin. Die konstante Stimulation dieses Belohnungssystems, sei es durch Drogenkonsum oder den übermäßigen Verzehr von hochkalorischer Nahrung, führt zu einer verminderten Empfindlichkeit der Dopaminrezeptoren. Dieser Prozess bewirkt eine Toleranzentwicklung. Immer höhere Mengen an Stimulanzien werden benötigt, um das gleiche Gefühl der Zufriedenheit oder des Glücks zu erreichen.
Quellen:
- Johnson PM, Kenny PJ. „Dopamine D2 receptors in addiction-like reward dysfunction and compulsive eating in obese rats.“ Nat Neurosci. 2010 May;13(5):635-41
- Kenny PJ. „Common cellular and molecular mechanisms in obesity and drug addiction.“ Nat Rev Neurosci. 2011 Oct 20;12(11):638-51. doi: 10.1038/nrn3105